Bandscheibenvorfall L5/S1

Was passiert bei einem Bandscheibenvorfall L5/S1 ?

Die häufigste Lokalisation eines Bandscheibenvorfalls ist die Höhe zwischen dem 5. Lendenwirbelkörper (LWK 5 oder kurz  L 5) und dem Kreuzbein (SWK 1 oder kurz S 1). Dabei kommt es zu einem Einriss des Faserrings (um die Bandscheibe herum =Anulus fibrosus) der Bandscheibe L5/S1. Dieses Ereignis kann deutliche Rückenschmerzen hervorrufen und wird dann als der klassische „Hexenschuß“ bezeichnet. Kommt es dann im Weiteren zu einem Austritt von Bandscheibengewebe durch den entstandenen Riss im Anulus fibrosus, wird dies dann als Bandscheibenvorfall bezeichnet. Das Gewebe (Bandscheibenvorfall; Bandscheibenprolaps) drückt nun auf die dem Segment L5/S1 entspringende Nervenwurzel S1. Der Rückenschmerz wird dann meist deutlich besser und tritt in den Hintergrund. Der Schmerz verlagert sich ins Bein und strahlt entlang der gedrückten Nervenwurzel S1 aus. Die S1 Nervenwurzel bildet den Nervus ischiadicus, der bis in den Fußaußenkante zieht. Daher nennt man die ausstrahlenden Schmerzen ins Bein häufig „Ischias“. 

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Eine typische Frage, die immer wieder von den Patienten gestellt wird lautet: „Was habe ich nur falsch gemacht ?“ oder „Warum habe ich einen Bandscheibenvorfall bekommen, ich habe doch gar nicht schwer gehoben ?“. Der initiale Einriss des Anulus fibrosus muss nicht immer mit dem typischen Verhebetrauma einhergehen und dadurch ausgelöst werden. Es gibt Menschen, „die wachen morgens auf und haben einen Bandscheibenvorfall.“ Letztendlich sind die unteren Segmente L4/L5 und L5/S1 der Lendenwirbelsäule am häufigsten betroffen, da hier die größte Belastung auf den Bandscheiben und Faserringen (Anulus fibrosus) ruht. Falls es also zu einem Bandscheibenvorfall gekommen ist, können nun typische Symptome und Schmerzen auftreten. Es gibt aber auch Studien, die zeigen, das viele Menschen mit einem eindeutigen Bandscheibenvorfall herumlaufen, aber überhaupt keine Symptome zeigen. Im Folgenden möchten wir über die typischen Beschwerden und die Behandlunsoptionen informieren.

Typische Beschwerden und Symptome bei einem BSV L5/S1

Im Vordergrund der geklagten Beschwerden steht immer der ausstrahlende Schmerz ins Bein, entweder rechtsseitig oder linksseitig, je nachdem auf welcher Seite der Bandscheibenvorfall in den Spinalkanal gerutscht ist und auf die Nervenwurzel drückt. Dieser ausstrahlende Schmerz wird als radikulärer Schmerz bezeichnet, weil er dem Verlauf und dem Versorgungsgebiet der gedrückten Nervenwurzel  entspricht; radix lateinisch für Wurzel, radikulär=ausstrahlend der Nervenwurzel folgend. Auch Rückenschmerzen (Lumbago) können bestehen, meist aber deutlich weniger als der ausstrahlende Schmerz. Der Rückenschmerz entsteht meist durch einen Druck des ausgetretenenBandscheibengewebes auf das hintere Längsband, welches entlang der Hinterwand der Wirbelkörper hinabzieht und in enger Verbindung mit dem Anulus fibrosus steht. 

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Entstehung eines Bandscheibenvorfalls
Entstehung eines Bandscheibenvorfall L5/S1

Es kommt zu einem Einriss des Anulus fibrosus und dann einem immer weiter austretenden Stück der Bandscheibe bis hin zu einem freien Stück Bandscheibe im Spinalkanal; dies ist dann der typische Sequester. Die einzelnen Stadien des "Vorfallens" werden als Protrusion über Vorfall bis hin zum Sequester bezeichnet.

Bildgebung bei einem BSV L5/S1

Die Standard Bildgebung sollte heutzutage die Magnetresonanztomographie (MRT) sein. Auf den MRT Bildern werden die anatomischen Gegebenheiten sehr exakt und sehr detailliert abgebildet. Auch wird hier keine Röntgenstrahlung eingesetzt wie in der Computertomographie. 

Oben sind drei axiale (also quergeschichtete) MRT Bilder zu sehen. Die Bilder werden immer so abgelichtet, daß rechts im Bild die linke Körperhälfte dargestellt wird und umgekehrt – „Man schaut von unten in die Wirbelsäule hinein beim auf dem Rücken liegenden Patienten“. Das relativ dunkel dargestellte Gewebe im linken Bild ist die Bandscheibe. 

Was ist zu erkennen in der Bildgebung ?

Strukturen in der MRT Bildgebung bei Bandscheibenvorfall L5/S1 rechtsseitig:
  • 1   Bandscheibe L5/S1
  • 2   Facettengelenke=kleine Wirbelgelenke zwischen den Wirbelkörpern
  • 3   Dornfortsatz=Processus spinosus
  • 4   Bandscheibenvorfall rechtsseitig im Bild, linksseitig abgebildet (s.o.)
  • 5   Spinalkanal mit den darin verlaufenden Nervenfasern (hell=Nervenwasser; dunkle Punkte darin=Nervenfasern)
  • 6   Nervenwurzel S 1 rechtsseitig, welche Teile des Nervus ischiadicus bildet

Operative Behandlung

Falls neurologische Ausfallserscheinungen auftreten, damit sind in erster Linie motorische Derfizite (Schwäche) gemeint, sollte eine Operation angeboten werden. Das Problem ist, daß die bestehende motorische Störung unbehandelt, d.h. der Druck wird nicht vom Nerv genommen, zu einer persistierenden, sich nicht spontan bessernden bleibenden Ausfallssymptomatik  führen kann. Ganz entscheidend hierbeio ist der zeitliche Faktor. Je länger eine neurologische Störung besteht, desto schelchter werden die Chancen, dass diese sich von alleine bessert bzw. dass die Operation zu einer kompletten Rückbildung führen kann. Dies muss immer ausführlich mit den Patienten erörtert werde; warum eine Operation angeboten wird. Bandscheibenvorfälle können sich von alleine zurückbilden (dies kommt sogar bei bis zu 80% der Verläufe vor), anders verhält es sich wenn neurologische Störungen auftreten, da sich diese meist nicht komplett von alleine zurückbilden. 

Natürlich ist auch der schwere Schmerz im Bein die Indikation den Patienten eine Operation anzubieten, auch bei fehlenden neurologischen Störungen. Dies obliegt einzig und allein dem Patienten und seiner Entscheidung sich operieren zu lassen. Meist ist der Leidensdruck der Patienten das entscheidende Kriterium. Sehen Sie hier eine kurze Präsentation, was bei einer Operation gemacht wird und wie wir an den Bandscheibenvorfall kommen.

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