Bandscheibenvorfall C6/C7

Diagnose: Bandscheibenvorfall C6/C7 Halswirbelsäule

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Was bedeutet ein Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule ?

Am häufigsten tritt ein Bandscheibenvorfall an der Halswirbelsäule zwischen den Halswirbelkörpern (HWK) C6 und C7 oder zwischen C5 und C6 auf. Die Halswirbelsäule ist aus 7 Halswirbelkörpern aufgebaut, daher die Bezeichnung C1-C7 von oben nach unten gezählt (C steht für cervical=aus dem Lateinischen für Hals). Das bedeutet sehr häufig ist ein Bandscheibenvorfall im unteren Abschnitt der Halswirbelsäule lokalisiert. Wie bei einem Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule drückt auch hier Bandscheibengewebe meist streng auf nur einer Seite auf die Nervenwurzel und verursacht hierdurch in den Arm ausstrahlende Schmerzen entlang dem Versorgungsgebiet der gedrückten Nervenwurzel. Auch Kribbeln, Ameisenlaufen oder Taubheitsgefühle können hierdurch entstehen, vor allem dann in den Fingern und der Hand. Die Besonderheit bei einem Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule ist folgender Umstand, der völlig unterschiedlich ist zur Lendenwirbelsäule: Im Kanal der Halswirbelsäule verläuft das Rückenmark. Im Rückenmark liegen sehr empfindliche Nervenbahnen die gebildet werden von Nervenzellen, die sich in der grauen Substanz des Rückenmarks befinden. In der Lendenwirbelsäule verlaufen „nur“ Nervenfasern, in der Halswirbelsäule  jedoch finden sich im Rückenmark (nicht zu verwechseln mit dem Knochenmark) nicht nur Nervenfasern (also die „Kabel“) sondern auch die „Kraftwerke“, die Nervenzellen, welche extrem empfindlich auf Druck reagieren können und ihre „Arbeit“ und „Funktion“ einstellen können. Aus diesem Grund ist ein Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule (z.B. bei C6/C7) ein wenig anders zu betrachten als ein Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule. 

Was passiert bei einem Bandscheibenvorfall C6/C7 genau ?

Wenn es zu einem Bandscheibenvorfall kommt, drückt Gewebe aus der Bandscheibe auf die in der Höhe der erkrankten Bandscheibe abgehende Nervenwurzel möglicherweise auch auf das Rückenmark. Bei einem Bandscheibenvorfall in der Höhe C6/C7 kommt es zu einem Druck auf die Nervenwurzel C 7, da diese zwischen dem Wirbelkörper C6 und dem Wirbelkörper C 7 aus dem „Nervenloch“ (Neuroforamen) austritt. Meist tritt ein Bandscheibenvorfall auch in der Halswirbelsäule entweder streng rechtsseitig oder streng linksseitig auf (Abbildung A und B). Dies wird als der klassische laterale (seitliche) Bandscheibenvorfall bezeichnet. Bandscheibenvorfälle können auch in der Mitte des Spinalkanals liegen, dann heißt dies medial (mittig), ist aber nicht so häufig und führt auch zu etwas anderen Beschwerden (Abbildung C). Davon aber weiter unten mehr. 

Warum liegen die Bandscheibenvorfälle meist rechts oder linksseitigund nicht mittig ? Es zieht ein recht starkes Band an der Hinterkante der Wirbelkörper entlang, das hintere Längsband. Dieses ist mittig am stärksten und widerstandsfähigsten. Meist reißt dieses Band nicht in der Mitte ein, sondern an den schwächeren Rändern, links oder rechts. Durch diesen Riß tritt dann Bandscheibenmaterial aus dem Bandscheibenfach in den Spinalkanal über und verursacht dort „Platzprobleme“ für die dort liegenden Nervenwurzeln (in diesem Falle die C 7 Nervenwurzel) und das dort liegende Rückenmark. 

Bandscheibenvorfall C6/C7 im MRT

Darstellung eines Bandscheibenvorfalls im MRT

Beschwerden bei einem Bandscheibenvorfall C6/C7

Bei einem Bandscheibenvorfall in der Höhe C6/C7 kommt es zu Nackenschmerzen und zu Schmerzen (Brachialgie von brachius=Arm und algie=Schmerz) in den linken oder rechten Arm ausstrahlend (je nach Lage des Bandscheibenvorfalls; s.o.). Die Schmerzausstrahlung folgt meist dem Hautabschnitt (Dermatom), welches von der Nervenwurzel C7 versorgt wird. Unten in der Abbildung ist die Versorgung des Arms von vorne (oben) und von hinten (unten) durch die einzelnen Nervenwurzeln (C3-Th1) schmeatisch dargestellt. Häufig geben die Patienten mit einem Bandscheibenvorfall in der Höhe C6/C7, und dies ist nur typisch für einen Bandscheibenvorfall in dieser Höhe,  einen stechenden bohrenden Schmerz unter dem Schulterblatt an, so als wenn „mir jemand ein Messer hinten rein drückt“. Kribbeln und Ameisenlaufen, oder ein Taubheitsgefühl nimmt der Patient meist in den Fingern 2 bis 4 (also Zeigefinger bis Ringfinger) wahr. Der Kennmuskel, also der Muskel der einer bestimmten Nervenwurzel zuzuordnen ist, ist bei der Nervenwurzel C7 der Musculus triceps brachii, der Triceps. Dieser Muskel sitzt an unserem hinteren Oberarm und streckt den Arm im Ellenbogen, also diesen Muskel trainieren und brauchen wir zum Beispiel bei der Durchführung von Liegestützen. Bei Druck auf die Nervenwurzel C7 kann es zu einer Lähmung, d.h. einen Kraftverlust des Triceps kommen. Das ist dann ein Zeichen, daß der Nerv langsam aufgibt und der Druck einfach zu massiv ist. Eine einfache Art dies zu testen ist, indem sich der Patient mit beiden und danach mit einem Arm von einer Wand leicht schräg stehen wegdrückt. Wenn dies mit einer Seite nicht richtig funktioniert, besteht eine Schwäche vom Triceps und es sollte unbedingt nach der Ursache geschaut werden. Also zusammenfassend:

Beschwerden bei einem Bandscheibenvorfall C6/C7:

  • Schmerzen entlang dem Versorgungsgebiet C7
  • Kribbeln/Taubheit C7 (meist Zeige-, Mittelfinger, auch Ringfinger)
  • Schwäche Kennmuskel Triceps

Operation - wann erforderlich und was passiert da ?

Die Behandlung bei einem Bandscheibenvorfall in der Höhe C6/C7 ist häufig über eine konservative Therapie möglich mit Physiotherapie, Wärmebehandlung und niedrig dosierten „eher“ schwachen Schmerzmedikamenten der Stufe WHO I. Dies sind die nichtsteroidalen Antiphlogistika wie z.B. Ibuprofen oder Diclofenac. Auch die kurzfristige Gabe von Cortison auch als Infusion (dies gilt nicht als Dauerlösung !!!) führt zu einer Schmerzlinderung. 

An dieser Stelle soll aber, auch für Ihr Interesse, die Operation beschrieben werden. Diese wird erforderlich, wenn neurologische Ausfälle (s.o. z.B. Schwäche im Triceps) auftreten. Auch bei starken Beschwerden, die eben nicht konservativ beherrschbar sind kann eine Operation angeboten werden; immer entscheidet auch der Leidensdruck des Patienten. Die gerne verschriebenen Opiate wie Tildin oder Tramal stellen keine Dauerlösung dar und führen nur zu einer Schmerzunterdrückung, aber nicht zu einer Heilung. 

Einen Bandscheibenvorfall in der Höhe C6/C7 wird entweder von vorne (von „ventral“; meistens der Fall) oder von hinten (von „dorsal“) operiert und somit entfernt. Daher gibt es zwei Verfahren, um den Bandscheibenvorfall zu entfernen:

1. die ventrale Fusion –> Stabilisierung der Höhe C6/C7 mit einem Implantat anstelle der Bandscheibe, keine Schrauben, keine Platten

2. die dorsale Foraminotomie –> hier wird die Bandscheibe nicht angegangen, sondern in ähnlicher Weise wie bei einem Bandscheibenvorfall der Lendenwirbelsäule von hinten das Nervenloch freigelegt und nur der Bandscheibenvorfall entfernt – kommt allerdings nicht für jeden Bandscheibenvorfall in Frage. 

Die ventrale Fusion - was ist das ?

Bei der ventralen Fusion ist der große Vorteil, daß der Operateur von ventral (=von vorne) an die Halswirbelsäuke gelangt. Das heisst das sehr empfindliche Rückenmark liegt weiter entfernt nach hinten und der Operateur gelangt zuerst an die Bandscheibe. Bei einem Bandscheibenvorfall in der Höhe C6/C7 wird also die zunächst die Bandscheibe von vorne dargestellt und dann komplett entfernt mit kleinen Faßzangen und Stanzen. Unter der ausgeräumten Bandscheibe stellt sich dann das hintere Längsband dar (s.o.) und häufig auch die Durchtrittsstelle des Bandscheibenvorfalls. Das Band wird ebenfalls mit bestimmten Instrumenten entfernt, dann der Bandscheibenvorfall dargestellt und idealerweise in einem Stück herausgezogen. Erst unterhalb des Längsbandes findet sich das Rückenmark bzw. die Nervenhaut, die das Rückenmark umgibt. Durch die vorherige Freilegung des Bandes und Entfernung der Bandscheibe besteht eine gute Kontrolle über das Rückenmark, da genügend Platz ist und das Rückenmark nicht weggedrückt werden muss. Dies kann nämlich zu bleibende Veränderungen und Schädigung des Rückenmarks führen. In das ausgeräumte Bandscheibenfach wird nun ein passendes Implantat eingesetzt, als Platzhalter und um eine Verknöcherung des Bandscheibenfaches auszulösen. Das ist das Ziel der Operation, Ruhe in das operierte Segment zu bringen und eine Stabilisierung zu erreichen = Fusion der beiden Wirbelkörper. Daher die Bezeichnung der Operation als ventrale Fusion bei Bandscheibenvorfall.

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Die dorsale Foraminotomie - die unterschätzte Methode

Die Operation von hinten=dorsal ist eine „ältere“ Methode und ein Zugang zur Halswirbelsäule und dem Bandscheibenvorfall. Diese Technik wird als dorsale Foraminotomie nach Frykholm bezeichnet. Diese Operationstechnik wurde fast komplett verdrängt von der oben beschriebenen ventralen Fusion. Die dorsale Foraminotomie wird von uns aber weiterhin angeboten und durchgeführt in großen Zahlen, da sie sehr große Vorteile bieten kann gegenüber der ventralen Fusion bei richtiger Indikationsstellung.

Was heisst das? – Siehe hier Dorsale Foraminotomie

Orginalveröffentlichung zu der Operation von dorsal von Frykholm und der Darstellung des eröffneten Stelle hinten an der Halswirbelsäule (rechts)
Bandheibenvorfall C6/C7 (rechts im Bild) genau im Nervenloch (Neuroforamen) liegend - Indikation zur Operation von dorsal (hinten)
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