Spinalkanalstenose L4/L5 in der Lendenwirbelsäule
Kommt es über meist Jahre hinweg zu einem Verschleiß an der Lendenwirbelsäule und dadurch zu einer Verengung des Spinalkanals (Spinalkanalstenose L4/L5), in dem die Nerven entlang der Wirbelsäule nach unten verlaufen, entstehen die typischen Beschwerden mit einer Verkürzung der Gehstrecke („Schaufensterkrankheit“) und Schmerzen in den Beinen; die Folge ist eine deutliche Minderung der Lebensqualität. Wie ist die Behandlung, welche Maßnahmen können zu einer Besserung führen – lesen Sie hier die Antworten auf die häufigsten Fragen.
Was ist eine Spinalkanalstenose ?
Der Spinalkanal bildet einen Kabelschacht, in dem die Nervenfasern und das Rückenmark verläuft. Der Spinalkanal wird ähnlich wie bei einem Rohr durch die einzelnen Wirbelbögen (also durch 24 einzelne Wirbelbögen) gebildet. Die Verbindung der Wirbelbögen, oder auch Lamina vertebralis genannt erfolgt über die Wirbelgelenke zwischen den Wirbelbögen und Wirbelkörpern (die Facettengelenke). Der freie also nicht knöcherne Teil des Spinalkanals wird durch das Ligamentum flavum (das gelbe Band; Abbildung unten gelblich eingefärbt) abgedeckt. Kommt es nun im Verlauf eines Verschleißes und Abnutzung der Wirbelsäule zu einer Vergrößerung der Facettengelenke (Facettenarthrose), zu einer Verdickung des Ligamentum flavum (also der nicht knöcherne Anschnitt der Wirbelsäule) oder zu einer Gefügestörung in der Wirbelsäule und somit Verschiebung der Röhrenabschnitte die den gerade verlaufenden Kanal bilden sollen, entsteht eine Verengung des Spinalkanals, wenn in der Höhe zwischen LWK 4 und LWK 5, also eine Spinalkanalstenose L4/L5. Dies ist ein Prozess, der meist über Jahre anhält und braucht, weshalb die Spinalkanalstenose meist eine Erkrankung im höheren Lebensalter (70 plus) darstellt. Es gibt die Spinalkanalverengung auch bei jüngeren Patienten, eher selten, meist aufgrund eines anlagebedingten (d.h. angeborenen) engen Spinalkanals.
Was sind die Beschwerden bei einer Spinalkanalstenose L4/L5 ?
Die ganz typische Symptomatik einer Spinalkanalstenose ist die Verkürzung der Gehstrecke (Claudicatio spinalis) aufgrund meist in beide Beine ausstrahlende Beschwerden wie Schmerzen oder Schwächegefühl und somit ein einfach nicht mehr „Weiterkommen“. „Ich kann nicht mehr so weit gehen wie früher und muss mich zwischendurch hinsetzen oder irgendwo festhalten und stehenbleiben, erst dann kann ich weiter gehen.“ Das ist häufig die typische Schilderung der Beschwerden durch den Patienten. Fahrradfahren geht meistens richtig gut -warum ?- durch das Abstützen auf dem Lenker wird der Spinalkanal etwas entlastet und aufgedehnt. Dasselbe Phänomen wie beim Schieben eines Einkaufswagen, auch das wird von den meisten Patienten als Entlastung angegeben, auch hier kommt es durch das Abstützen zu einer Entlastung des Spinalkanals, somit etwas mehr Platz für die Nervenfasern im Kanal und somit eine bessere Gehstrecke. Insgesamt bedeutet aber die verkürzte Gehstrecke meist eine erhebliche Einschränkung der Lebensqualität des Patienten. In dieser Situation suchen die Patienten dann um Rat, was zu tun ist dagegen.
Was ist die Behandlung einer Spinalkanalstenose L4/L5 ?
Damit kommen wir zu der möglichen Behandlung bei Beschwerden durch eine Spinalkanalstenose z.B. in der Höhe zwischen den Wirbelkörpern L4 und L5. Natürlich kann eine Spinalkanalverengung auch in anderen Etagen auftreten, wie z.B. in der Höhe L2/3 oder L3/L4, oder aber auch in mehreren Höhen gleichzeitig. So gibt es Patienten die in 3 Höhen eine Spinakanalstenose entwickeln. Seltener ist allerdings eine Spinalkanalstenose in der Höhe LWK 5/SWK 1, wahrscheinlich weil anlagebedingt, d.h. naturgemäß in dieser Höhe der weiteste Kanal der Lendenwirbelsäule vorliegt und die Belastung auf diese Höhe eine andere ist as auf die Höhen darüber.
Kommen wir jetzt aber auf die Behandlung der Spinalkanalstenose in der Höhe L4/L5 zu sprechen. Um dies klar zustellen: Die dankbarste Lösung sowohl für den Patienten als auch den behandelnden Neurochirurgen ist das Angebot einer Operation. Was ist damit gemeint ? Das Problem bei der Spinalkanalstenose ist die mechanische Verengung und Zusammendrängung der Nervenfasern im Kanal. Diese haben einfach keinen „Platz“ mehr – dieser Platz kann nicht durch Physiotherapie, CT-gesteuerte Infiltrationen oder durch Schmerzmedikamente geschaffen werden, sondern wirklich nur durch eine operative Dekompression also eine operative Erweiterung des Spinalkanals – so wird die mechanische Einengung der Nervenfasern erreicht, anders ist dies nicht möglich.
Bei einer eindeutigen Symptomatik aufgrund einer Spinalkanalstenose mit Gehstreckenverkürzung und Minderung der Lebensqualität ist eine Operation angeraten. Die Ergebnisse einer solchen Operation sind zu 80% gut bis sehr gut mit einer deutlichen Besserung der Beschwerden des Patienten.
Was sind die Chancen und Risiken einer Operation bei einer Spinalkanalstenose L4/L5 ?
Um es kurz zu machen: Die Operation bei einer Spinalkanalstenose ist hinsichtlich der Erfolgschancen und Ergebnisse im Sinne der Verbesserung der Lebenssqualität der Patienten, sicherlich mit die dankbarste Behandlung in der Wirbelsäulenchirurgie, sowohl für den Patienten als auch für uns Neurochirurgen.
Muss gleich eine Versteifungsoperation durchgeführt werden ?
Es gilt immer grundsätzlich bei jeder Operation der Grundsatz: Eine Operation sollte immer fokussiert/reduziert auf das Problem sein, „So viel wie nötig, so wenig wie möglich.“ D.h. die Operation wird auf das nötigste reduziert. Im Falle einer bestehenden symptomatischen Spinalkanalstenose steht eindeutig die Verkürzung der Gehstrecke im Vordergrund nicht die Rückenschmerzen. Bei einer Gefügestörung der Lendenwirbelsäule, die auch zu einer Spinalkanalverengung führt, kann es also völlig ausreichend sein bei im Hintergrund stehenden Rückenschmerzen (also das Hauptsymptom der Gefügestörung), zunächst nur die alleinige Entlastung=Dekompression des Spinalkanals dem Patienten anzubieten, ohne gleichzeitig eine Versteifung durchführen zu müssen. Wenn in der Bildgebung der Lendenwirbelsäule eine Gefügestörung bzw. eine Stufe zu erkennen ist, sollte zunächst mittels einer Funktionsaufnahme (Röntgenbilder der Lendenwirbelsäule unter Bewegung nach vorne und hinten) geklärt werden, ob wirklich eine Gleitwirbel vorliegt, also die tatsächliche Instabilität der Wirbelsäule – in den Funktionsaufnahmen ist dann ein Hin- und Herrutschen des betroffenen Abschnitts der Lendenwirbelsäule zu erkennen.
Meist sind die Patientinnen und Patienten in einem höheren Lebensalter, da die Spinalkanalstenose Ergebnis jahrzehntelanger Degeneration und Belastung der Wirbelsäule ist. Die „echte“ Instabilität der Lendenwirbelsäule hingegen findet sich selten bei Patientinnen und Patienten im höhen Lebensalter, da die Wirbelsäule meist auch durch die Degeneration bedingt als „starr“ bezeichnet werden kann. Meist liegt nur eine Gefügestörung ohne Zeichen der Instabilität vor. Daher sollte in einem Gespräch den Patienten erläutert und erklärt werden, daß es zunächst ausreichen kann eine alleinige Dekompression des Spinalkanals durchzuführen, um das Hauptsymptom der verkürzten schmerzhaft eingeschränkten Gehstrecke zu beheben.